
Dass eine übermäßige Verwendung von Antibiotika häufig mehr schadet als nutzt, ist wohlbekannt. Es kann zu einer Vielzahl gesundheitlicher Schäden kommen, von denen einige chronisch sind und sich auf das Alltagsleben und das grundsätzliche Wohlergehen der betroffenen Personen auswirken.
Weniger bekannt ist eine mögliche Verbindung zwischen Antibiotika und Diabetes. Eine neue Studie kam jetzt zu dem Schluss, dass es einen ganz offensichtlichen Zusammenhang gibt.
»Wer über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren fünfmal oder häufiger mit Antibiotika behandelt wurde, hat eine um 53 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, als eine Person, die nur einmal oder gar nicht Antibiotika erhielt«, heißt es in einem Bericht, der von der britischen Zeitung Express veröffentlicht wurde.
»Es mehren sich die Beweise, dass Bakterien im menschlichen Darm den Ernährungsstoffwechsel beeinflussen können«, schrieben die Autoren der Studie, die im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism veröffentlicht wurde.
Die Studie wurde in Dänemark an 174 404 Patienten mit Diabetes Typ 2 und 1,3 Millionen gesunden Teilnehmern durchgeführt, und zwar vom 1. Januar 2000 bis zum 31. Dezember 2012.
Das höchste Risiko, an Diabetes zu erkranken, wurde bei Personen registriert, die Antibiotika erhielten, die »gegen eine eng begrenzte Form von Bakterien wirkte«.
»In unserer Studie stellten wir fest, dass Menschen mit Diabetes Typ 2 in den 15 Jahren vor Diagnosestellung deutlich mehr Antibiotika erhalten hatten als die Teilnehmer der Kontrollgruppe«, schrieb Dr. Kristian Mikkelsen, Hauptautor der Studie.
29 Millionen Amerikaner leiden an Diabetes – drei Millionen mehr als noch 2010
Ihre Untersuchung stütze »die Möglichkeit, dass die Einnahme von Antibiotika das Risiko für Diabetes Typ 2 erhöht«, so die Wissenschaftler.
»Allerdings könnten die Ergebnisse auch für einen erhöhten Bedarf an Antibiotika wegen eines größeren Infektionsrisikos von Patienten mit einem noch nicht diagnostizierten Diabetes sprechen. Wir können von dieser Studie keine Kausalität ableiten, aber die Ergebnisse erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Antibiotika das Risiko vergrößert, an Diabetes Typ 2 zu erkranken«, sagte Dr. Mikkelsen.
Patienten mit Diabetes Typ 2 würden jährlich im Schnitt 0,8 Rezepte für Antibiotika benötigen, die Patienten ohne Diabetes kämen auf 0,5 Rezepte, heißt es in der Studie. »Der Einfluss anderer zentraler Risikofaktoren ließ sich nicht ausschließen und es kann sein, dass Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2 Ursache einer stärkeren Verwendung von Antibiotika sind, denn von beiden heißt es, dass sie das Infektionsrisiko erhöhen«, sagte Dr. Richard Elliott von der britischen Organisation Diabetes UK.
»Weitere Untersuchungen dazu, wie sich der Einsatz von Antibiotika langfristig auf den Zuckerstoffwechsel und die Zusammensetzung der Darmflora auswirkt, könnten wertvolle Antworten zu der Frage liefern, wie man diese Gesundheitskrise anpacken soll«, sagte Mikkelsen.» Muster bei der Verwendung von Antibiotika könnten eine Gelegenheit liefern, wie die Krankheit verhindert oder zumindest frühzeitig erkannt werden kann.«
Noch gibt es keine definitive Verbindung zwischen dem Schlucken von Antibiotika und dem Auftreten eines Diabetes. Was wir jedoch mit Sicherheit wissen, ist, dass diese Medikamente langfristige Folgen für den Körper haben. Wie der Express berichtet, können Antibiotika bis auf 60 Jahre hinaus die Zusammensetzung der Darmflora beeinflussen.
Quelle: info-koppverlag.de